Studie über die Situation der Pygmäen im Süden Kameruns, 1985
Als Mitarbeiter der internationalen NGO ENDA mit Sitz in Dakar war ich auch für die Betreuung einer Außenstelle in Kamerun, einem meiner vorherigen Arbeitsplätze, zuständig.
Zusammen mit dem Anthropologen Dr. Cosme Dikoumé durfte ich im Herbst 1985 einige Wochen im Urwaldgebiet im Süden des Landes verbringen und ein Jagdcamp der Ureinwohner, in der Nähe des Dorfes Bela, zwischen Edea im Norden und Kribi im Süden, besuchen.
Wir gingen mit den Pygmäen zum Fischen und Sammeln von Heilpflanzen in den Wald. Zum Jagen hätte man uns nicht gebrauchen können, aber das meiste Wild war leider ohnehin schon in unberührte Gebiete zurückgekehrt, der Lärm der Holzfäller hatte es vertrieben. Den Ureinwohnern bleibt dann nur noch die Wahl ebenfalls dem Wild zu folgen oder auf ihre gewohnte Lebensweise zu verzichten. Das bedeutet auch einen Verzicht darauf, ihre Kinder in die wenige Kilometer entfernte Dorfschule nach Bela zu schicken und einen Verzicht auf die Einkommensquelle Handel. Im unberührten Gebiet gibt es auch keine Märkte, auf denen sie Wild, Fische, Wildhonig und Heilpflanzen vertreiben können, um sich in den dortigen kleinen Läden mit Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen. Die wichtigste Heilpflanze ist eine Liane, Strophantus. Ihr Saft wird in Europa zur Herstellung eines teuren Medikamentes für Herzkranke verwendet. Nach Auskünften der Pygmäen ist der Preis, den sie von den lokalen Zwischenhändlern bekommen 100 Mal geringer als der Verkaufspreis in Europa!
Die französischen Holzexportfirmen schlägern nur die Edelhölzer und sind verpflichtet sie wieder nachzupflanzen. Aber ohne Lärm und das Anlegen von Pisten, sozusagen von einem Baum zum anderen, lässt sich das nicht machen. Ein weiteres Problem stellt die über 3000 km lange Öl-Pipeline zwischen dem Tschad und dem Tiefseehafen bei Kribi, die dem Urwald zwar nur einen schmalen Streifen abringt, aber die Wildpfade durchschneidet, dar. Sie wurde 2003 fertiggestellt.