Ölpressen und Biogas, Senegal 1983
1982 – 1984 hatte ich einem Vertrag mit der österreichischen Entwicklungshilfe für ENDA (Environment Development Action) in Dakar. Man hatte mich gebeten, über diese Agentur eine Finanzierung für die Verbesserung der lokalen Palmöl-Produktion mittels lokal hergestellten Ölpressen zu erreichen – was wir damals dann auch sehr unbürokratisch, als Begleitgeld für unseren Einsatz, erhielten.
Ölpalmen wachsen im Senegal natürlich. Das rote Palmöl ist im Fruchtfleisch über den Kernen enthalten. In Afrika traditionelles Nahrungsmittel, wird es in Europa nur für Industrie und Kosmetik verwendet wird. Das weiße Palmöl für den Export muss erst maschinell aus den harten Kernen extrahiert werden, was sich nur in den großen Plantagen rentabel bewerkstelligen lässt. Die traditionelle uralte Technik des Bronzegusses zur Herstellung einer Mutter für die Stahlspindel, die sich dadurch kaum abnutzt, ist genial. Das Problem war nur, diese Spindel überhaupt erst mal zu bekommen. Es gab Verhandlungen mit einer von der UNIDO finanzierten industriellen Werkstatt in der regionalen Hauptstatt Ziguinchor, doch deren Drehbank war für unsere Zwecke überdimensioniert und deshalb nicht rentabel. Schlussendlich mussten wir die Stahlspindeln in den Hafen-Werkstätten in Gambia erwerben. Man gewährte den Dorfschmieden Kredit, den sie mit dem Erlös aus den Pressen tilgen konnten. Wir arbeiteten mit fünf regionalen Schmieden zusammen und das Projekt stieß auch auf internationales Interesse (z. B. bei der deutschen Entwicklungshilfe GTZ und ihrer Abteilung für angepasste Technologie GATE).
Dass generalüberholte kleine Drehbänke eine zentrale Technologie für die ländliche Entwicklung wären, inspirierte uns danach bei der Entwicklungswerkstatt Salzburg für unser Werkstätten-Konzept.
In dieser Zeit, als „small is beautiful“ in aller Munde war, versuchten wir auch eine Biogasanlage im Dorf Badiana zu errichten. Ein erfahrener Techniker aus Burkina Faso wurde dazu angeheuert. Wir entschieden uns für eine Anlage mit Licht und einem Brenner zur Desinfektion von Spritzen und Gefäßen zur Versorgung einer Krankenstation. Das Dorf schaffte alle 3 Wochen eine Ladung Kuhdung, vermischt mit Stroh und viel Wasser herbei. Diese Vorzeigeanlage erzielte allgemeines Interesse. 1984 besuchte uns sogar der bekannte französische Agronom, Buchautor und erster grüner französischer Präsidentschaftskandidat 1984, René Dumont. Ihn interessierte nicht nur die Gaserzeugung, sondern vor allem die Verwertung des Kuhdungs, der nach der Vergärung als lokaler Dünger in die Gemüsefelder gebracht wurde. Kuhfladen dagegen verlieren in der Sonne sofort ihren Stickstoffgehalt und emittieren zudem auch Methan. Leider jedoch konnten sich die großen Biogasanlagen nicht durchsetzen, da die Dorfgemeinschaft oftmals nicht genügend organisiert ist. Und heutzutage werden zur Beleuchtung überall Solarpaneele verwendet.
Ich durfte dann eine Broschüre aus meinen Erfahrungen zusammenstellen: Geisslhofer Hans, Dorfentwicklung durch kombinierte Technologien. Erfahrungsbericht von ENDA Projekten in Westafrika im Rahmen der österreichischen Entwicklungshilfe, Zum Thema Sonderheft 2. Wien, Institut für Internationale Zusammenarbeit, 1984.