Ida Josepha Johanna Kupelwieser (1870 – 1927) war Tochter von Dr. jur. Carl (1841 – 1925) und seiner Frau Ottilie Ida Bertha, geb. Wittgenstein (1844 – 1909) sowie Schwester von Paula und Hans Kupelwieser. Da sie sehr musikalisch war, wurde sie von George Henschel in London unterrichtet. Am Ende entschied sie sich, Künstlerin zu werden und erhielt ab 1904 Privatunterricht bei Maximilian Lenz (1860 – 1948), einem bedeutenden Wiener Künstler, Sezession-Mitbegründer und Gustav Klimt Freund. Unter seiner Anleitung entwickelte sich ihr Stil hin zu Landschaften, Genreszenen, Interieurs und Stillleben. 1926 heirateten Lehrer und Schülerin, doch bereits einige Monate später wurde Ida durch einen Schlaganfall plötzlich aus dem Leben gerissen. Lenz und Ida hatten in Lunz, Pyhra und Brioni gemeinsam viel gemalt.
Auszüge aus den von Dr. Hella Buchner-Kopper (Großnichte und Biographin des Malers) transkribierten originalen „Erinnerungen“ von Max Lenz:
„Es war im Herbst 1904, als ich in das stattliche Schloss der Familie Kupelwieser einzog. Carl Kupelwieser besaß noch mehrere Besitzungen und ich durfte meine Schülerin auch begleiten. So kam ich auf das Gut Kyrnberg, nach Pörtschach und Brioni, außerdem in die Wiener Stadtwohnung … Sein Landgut Kyrnberg liebte er besonders, er hielt sich dort eine große Herde Braunvieh und Haflingerpferde. Wenn der Frühling kam, dann konnte ihn nichts aufhalten, er musste nach Kyrnberg, um die Obstblüte zu erleben. … Einer der interessantesten Menschen, welchem ich in meinem Leben begegnet bin, ist der Bruder des Herrn Carl Kupelwieser, Generaldirektor Paul Kupelwieser, der Besitzer der Brionischen Inseln bei Pola, im Adriatischen Meer. Landschaftlich ist Brioni unerhört schön. Meine liebe Schülerin, Fräulein Ida Kupelwieser und ich haben dort viel gemalt.
Es war ein lieber Aufenthalt in Brioni. Der liebe Besitzer mit seiner Familie war neben der Naturschönheit ein Anziehungspunkt. Dann war eine kleine, aber illustre Gesellschaft da. Der Psychiater Obersteiner, der Biologe Sigmund Exner von Erwarten, der Ingenieur Alfred Collmann, Dr. Knidl usw. Es war eine Familie, konnte man sagen. Nachdem der Andrang von Gästen kam, Paul Kupelwieser wollte doch endlich auch eine Einnahme haben, entschloss sich Herr Dr. Karl Kupelwieser eine Villa zu bauen, weit entfernt von dem Getriebe der Gäste und fand wieder, seinem guten Geschmack folgend einen schönen Platz. Die Villa lag in Punto-Roso, direkt am Meere und man hatte im Hause das Empfinden, auf Hoher See zu sein. Anstoßend an die Villa hatte Herr Dr. Kupelwieser für seinen Sohn eine Biologische Station eingerichtet, kurz er hatte wiederum einen Besitz mehr, der im Laufe des Jahres auch bewohnt werden musste. Natürlich waren dort, in Brioni, die Brüder unzertrennlich. Eine solche Bruderliebe habe ich nie zuvor gesehen … Paul Kupelwieser schuf an seinem Werk unentwegt weiter. Die Erzherzoge kamen und die Insel wurde immer berühmter. Für uns beiden Maler natürlich höchst unangenehm, die poetische Stimmung war dahin. Der arme Paul Kupelwieser hatte dann durch Erzherzog Ferdinand-Este viel zu leiden, aber trotzdem waren die Kupelwiesers die allerbesten Patrioten.
Nach dem schrecklichen Tode der Frau Kupelwieser nimmt die Tochter sich ihres gebrochenen Vaters an … Sie widmet sich ganz dem Vater. Freilich, ihre Kunst hatte sie damit nicht aufgegeben, dazu war sie viel zu viel Künstlerin … In dieser Zeit machte ich mir den Schwur, das Fräulein Kupelwieser in dieser riesigen Aufgabe zu unterstützen und tat es auch, soweit es in meiner Macht gelegen war. Ich war nun ständig in diesem lieben, gastfreundlichen Hause aufgenommen … Nach dem Tode des alten Herrn (Carl Kupelwieser), schwur ich mir, das Fräulein Kupelwieser nicht mehr zu verlassen, ihr alter Freund und Beschützer zu sein. Unsere Freundschaft währte nun 22 Jahre, sie wurde nie getrübt und wir standen in gegenseitiger Hochachtung zusammen. Diese Freundschaft war rein ideell…. Mein Bestreben war, das Fräulein möglichst stark mit Arbeit zu beschäftigen. Sie malte dann (meist malten „Lehrer und Schülerin“ Seite an Seite“) ganz prächtige Bilder…“
Nach dem Tod seiner geliebten Ida Kupelwieser-Lenz, die ihm ihren 1/6 Anteil an den Gütern Kyrnberg und Lunz/Seehof vermachte, wollte er sich diesen Anteil herauslösen lassen. Allerdings kam es durch den Gau Niederdonau schon 1938 zur Beschlagnahmung des Gutes Kyrnberg, da der „rassische“ Status der Familie Kupelwieser ungeklärt war.
Ein Jahr später, als sich die Mitbesitzer, die Geschwister Kupelwieser und Mathes ihren „Mischlingsstatus“ von den NS Behörden gesichert hatten, wurde das Gut dann auf Druck des Gauleiters an den Gau „verkauft“, wobei aber eine Auszahlung des Kaufpreises nirgends nachgewiesen werden kann, und am anderen Gut in Lunz am See bis nach dem Krieg weiterhin noch Hypotheken lasteten. Lenz wäre damit auf einen Schlag relativ vermögend geworden. Dem war aber nicht der Fall. Er wohnte weiterhin im Jagdhof, aber im Winter nur ein einer kleinen Kammer, weil er sich kein Heizmaterial leisten konnte. Als er 1939 sein Testament machte, erwähnte er, dass sich „das Gut im Verkauf“ befände, und er gegebenenfalls seinen Nachlass noch ergänzen würde, was aber nicht mehr geschah. Die rote Armee besetzte dann Kyrnberg, das als Besitz des Gauleiters, und deshalb als deutsches Eigentum galt. Sie durchsuchten den Jagdhof bis ins letzte Detail und bedrohten ihn und seine Haushälterin, aber nachdem ein deutschsprachiger Offizier sich vergewissert hatte, dass von dem alten Mann keine Gefahr ausging, ließen sie wieder von ihm ab.
Lenz verbrachte seine letzten Lebensjahre in völliger Armut, stellte ein Hilfsansuchen an die Vereinigung österreichischer Künstler und verdiente sich eine wenig Nahrung in Naturalien, indem der den Bauern der Umgebung Bilder über ihre Feldarbeit malte. Der Jagdhof wurde dann von der Familie Kupelwieser nach dem Krieg verkauft, um die Erben nach Maximilian Lenz auszahlen zu können. Denn die Kupelwieser hatten ebenfalls keine Bezahlung ihrer Anteile am Gut Kyrnberg bekommen, weder vom Reichsgau noch danach vom Land Niederösterreich, das das Gut der landwirtschaftlichen Schule zuteilte, die schon 1913 von Carl Kupelwieser gestiftet worden war.