Die Entwicklungswerkstat Salzburg war 1986 von Franz Rohrmoser und mir sowie 2 jungen Metall- und Holzfachleuten in Maschinenbau gegründet worden. Intention dahinter war, mein Wissen über Westafrika mit den Kompetenzen der anderen Mitarbeiter zu vereinen. Ziel war es, vor Ort in dezentralen Werkstätten, nachhaltige und wenig reparaturanfällige Geräte für Landwirtschaft, Bewässerung und Aufforstung herzustellen – auch in Gebieten, in denen es keine Stromversorgung gibt.
Das Konzept fand in der Szene damals große Beachtung und so konnten im Senegal von 1988 bis 1994 fünft Werkstätten (vier im Senegal und eine in Burkina Faso) errichtet werden. Im Senegal war ich selbst auch an der Planung und Durchführung beteiligt, da ich über gute Kontakte zur internationalen Organisation ENDA in Dakar und der FONGS, dem Dachverband der Bauernorganisationen Senegals in Thiès verfügte. Dort konnte 1988 in Notto eine erste Werkstatt verwirklicht werden.
Ab 1990 war ich dann auf Initiative des Außenministeriums als „Koordinator für die Sahelzone und Berater der ENDA“ im Senegal angestellt. Bei der Vorbereitung der großen Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 hatte das Umweltministerium zusammen mit der Entwicklungshilfe, auf Anforderung des Bundeskanzlers Franz Vranitzky, ein Spezialprogramm für tropische Wälder beschlossen, das auch Bewässerungs- und Aufforstungsprogramme in Afrika beinhaltete. Dieses Programm, das ich teilweise mitgestalten durfte, wurde am 5. Juni 1992 dem NR vorgelegt und beschlossen:
Entschließung des Nationalrates E 54-XVIII.GP vom 5. Juni 1992 betreffend den Schutz der tropischen Regenwälder:
„Im degradierten Sahelraum sollen, vorläufig in zwei Gebieten, punktförmig Oasen mit Mischkulturen geschaffen werden. Aktivitäten der Aufforstung schaffen Windschutzhecken als Erosionsschutz. Obstbäume, Bauholz. Viehfutter und Beschattung für Kulturen von Gemüse. Begleitend wird versucht, mit neuen Technologien eine sparsame Nutzung von Brennholz zu erreichen (Öfen, Herde) und alternative Nutzungen von Biomasse einzuführen. Die Brunnen/Bewässerungssysteme sollen allmählich auch, unter Begleitung längerfristiger Animation, zu einer Verbesserung der sanitären Verhältnisse der dörflichen Wasserversorgung führen“
…..
„Die Infrastrukturen sind günstig: Koordinator Hans Geißlhofer, der Bauernverband FONGS (in Thiès), die Selbsthilfeorganisation USE (in der Flußregion) sowie ENDA und CARITAS in der Logistik und die ENTWICKLUNGSWERKSTATT mit entsprechender örtlicher Präsenz zur Gewährleistung des Funktionierens der maschinellen Einrichtungen“
Die Errichtung der Werkstätten und die Anbahnung der Bewässerungsprojekte wurden rasch umgesetzt. Allerdings kam es dann wegen der willkürlichen Aussetzung der Finanzierung durch das Außenministerium zu einer vorübergehenden Krise in der Entwicklungswerkstatt Salzburg und auch mein Vertrag als Koordinator wurde 1994 nicht weiter verlängert. Nach Auslaufen der Sonderfinanzierung entschied man sich, den regionalen und flächendeckend integrierten Ansatz nicht mehr weiter zu verfolgen.
Die EWS wurde weiterfinanziert und umstrukturiert, nannte sich danach EWA (Entwicklungswerkstatt Austria), sollte sich aber mehr auf die Beratung von Handwerkern und Kooperativen sowie auf Kleinkredite beschränken. Der Export von gebrauchten und generalüberholten Maschinen, mit denen angepasste Handpumpen und andere Geräte in Afrika selbst hergestellt werden konnten, wurde eingestellt. Somit war die große Zukunftsperspektive, wie sie in Robert Jungks Buch Katalog der Hoffnung 51 Modelle für die Zukunft / Technikexport zur Selbsthilfe; die Entwicklungswerkstatt Salzburg, Seite 99 ff 1990 vorgestellt wurde, Geschichte.
Alle Werkstätten haben jedoch überlebt:
Ich selbst wurde anschließend gleich von der CARITAS Innsbruck zur Beratung der zahlreichen Bewässerungsprojekte in den Diözesen Dakar, Thiès und Kaolack engagiert.
Versuchsgärten mit wassersparender Bewässerung/Wasserspeicher Substrat, Senegal 2000
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferVon 1998 bis 2001 betreute ich ein Versuchsprojekt zur wassersparenden Bewässerung in diversen Gemüse- und Obstgärten unserer Partner im Senegal.
Ich hatte den TGM-Professor Hubacek 1994 in Dakar kennengelernt, wo er gemeinsam mit der Firma Maculan an einer Ausschreibung für einen 200 km langen Kanal, der vom Senegal Fluss bis fast nach Dakar reichen sollte, teilnahm. Zwar kam das Projekt nicht zustande, aber in Folge informierte er mich über seine Erfindung SANOPLANT, die es den Pflanzen ermöglicht, mehr Wasser über längeren Zeitraum von den Wurzeln her aufzunehmen. Die Versuche, die auch von der CARITAS mitfinanziert worden waren, hatten durchaus positive Resultate ergeben. So versuchte Prof. Hubacek zusammen mit Martin Zumtobel, der junge Start-ups förderte, Aufträge zu erlangen.
Das Fischereiministerium von Mauretanien interessierte sich für die Technologie, um die langen Dünen entlang der Küste mit Pflanzungen zu stabilisieren und so das durch Sturmfluten bedingte Vordringen des Meereswassers aufzuhalten. Leider wurde auch dieses Projekt nicht verwirklicht, da die französische Entwicklungshilfe für Mauretanien zwar interessiert war, aber gerade zu diesem Zeitpunkt vorübergehend alle Projektefinanzierungen wegen einer diplomatischen Auseinandersetzung eingestellt worden waren.
Dkfm. Martin Zumtobel, der die Rechte am Produkt erworben hatte, vermarktet es unter einem anderen Markennamen erfolgreich auf Golfplätzen in Arabien und Kanada. Der Einsatz in afrikanischen Dörfern scheitert leider an den zwar an und für sich erschwinglichen Kosten, die aber von den sehr armen Bauern nicht alleine gestemmt werden können.
Entwicklungshilfe-Projekte können auf Dauer keine Subventionen finanzieren. Eventuell ergäben sich Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der „großen grünen Mauer“, einem Mammutprojekt, das aber nun näher an der Basis angesetzt werden sollte, und nun im Senegal auch lokale NGOs mitbieten können.
Prof. Hubacek verstarb 2020, die Dossiers sind im TGM verwahrt, wurden aber nicht weiter ausgewertet.
Der Film „Neues Leben in der Wüste – Hoffnung und Auferstehung in West-Afrika“ wurde im ORF am Ostermontag 2001 in der Sendung „FeierAbend“ ausgestrahlt.
Koordination und Beratung zur Bewässerungs- und Landnutzungsplanung für HOPE 87, Senegal 1997
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferKurz nachdem ich 1990 als Koordinator für die österreichischen Projekte in der Sahelzone eingesetzt worden war, wurde ich mit der Begleitung und Beratung aller im Senegal tätigen NGO‘ s betraut. Das waren vor allem die CARITAS, die ENDA, die Entwicklungswerkstatt Salzburg, die ADC Austria, das Hilfswerk Austria und HOPE 87. Diese kleine aber sehr aktive NGO ist aus internationalen Jugend-Beschäftigungs-Programmen hervorgegangen und war seit einiger Zeit in der oberen Casamance im Süd-Osten Senegals im Dorf Sare Pathe Bouya und seiner Umgebung aktiv.
Zur selben Zeit, um 1997, hatten wir in Dakar bereits Laptops und Scanner zur Verfügung und Luftbilder aus 1987, die beinahe das ganze Land zeigten und die man scannen und vergrößert ausdrucken konnte. Ich selbst besaß auch schon eine kleine VHS-Videokamera.
Das Projekt: In besagtem Dorf war die Wasserknappheit zu einem großen Problem geworden, ebenso die Buschfeuer, die oft auch auf den gegenüberliegenden Wald von Kampentiling übergriffen. Hope hatte schon einen Krankenstation und einen tiefen Bohrbrunnen mit einem Wasserturm errichtet, und wir versuchten dann einen weiteren partizipativen Planungs-Prozess in der Dorfschule zu initiieren. Hierfür kamen sowohl die Ackerbauern und -bäuerinnen zusammen, und es entstand eine heftige Diskussion. An der Diskussion nahmen auch die Hirten der sieben umliegenden Weiler des Waldes teil. Es ging um die Festlegung der Weidewege, die entlang und durch den Wald führten, um ein Frühwarnsystem zur Eindämmung von Feuern und die Schaffung von Feuerschneisen. Darüber hinaus wurden die Imker mit Schutzanzügen ausgerüstet, damit sie nicht mehr die Bienen ausräuchern müssten, denn dabei hatten sie oft den Wald in Brand gesteckt. Die Schneisen wiederum sollten verhindern, dass das Feuer von einem Teil des Waldes auf den anderen übergreift. Sie wurden zur Unterstützung dann auch von Tieren beweidet, damit das Gras nicht zu hoch wird und so vertrocknet. Auch eine kleine Motorsäge war angeschafft worden. Da das Grundwasser in dieser Gegend nicht sehr ergiebig war, wollten die Frauen vor allem einen zweiten Bohrbrunnen, damit das Gemüsefeld noch weiter vergrößert werden kann. Hope entschied sich deshalb dann für mehrere dezentrale Schachtbrunnen, die von der Austrian Development Agency (ADA) aber erst 2005 finanziert wurden.
Großbürgerliches Jagdvergnügen oder: Wie die Rothschild und Kupelwieser ins Ötschergebiet kamen.
/in Familienchronik/von Hans GeisslhoferDer bekannte Historiker Prof. Bruckmüller hatte zur Landesausstellung Ötscher-Reich 2015 den informativen Sammelband Im Reich des Ötschers / Zur Vielfalt einer Region beigetragen. Im Abschnitt Großbürgerliches Jagdvergnügen oder: Wie die Rothschild und Kupelwieser ins Ötschergebiet kamen schildert er die Ansiedlung meiner Familie in dieser Region.
Training der Forstwachen, Sierra Leone 2012 – 2015
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferIn den Jahren 2012 – 2015 schickten mich die Österreichischen Bundesforste als ihren Berater zu mehreren Kurzeinsätzen zu einem Umweltschutzprojekt in Sierra Leone, das durch die Weltbank finanziert war. Als „International GIS/IT-Expert“ war ich so an einer Planungsstudie zur Rehabilitierung von vernachlässigten Nationalparks in der Umgebung der Stadt Makeni beteiligt. Meine Aufgabe bestand im Training der Forstwachen zur Wald- und Tierschutz-Planung mittels Satellitenbilder und GPS-Verortung. Das Projekt musste dann 2015 durch einen Ebola-Ausbruch vorzeitig beendet werden.
Regenwasser Rückstau-Damm zur Reisanbau-Intensivierung, Senegal 2017
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans Geisslhofer2016 wurde ich von der CARITAS St. Pölten zu einem Kurzeinsatz in den Süden Senegals berufen. Im Rahmen eines von der EU mitfinanzierten Wasserprojektes in der Casamance, im Ort Marougou, sollte ich mit Kartierungen und Beratung zum Bau eines Damms (digue) unterstützen. Die Gemeinde Oulampane war an die CARITAS herangetreten, weil die Regenfälle in diesem Gebiet an der Grenze zu Gambia sehr zurückgegangen waren und die Bevölkerung zunehmend an Hunger litt. Außerdem war auch das Grundwasser in einigen Dörfern stark geschwunden. Die Brunnen sollten vertieft, und lokal hergestellte Pumpen mit Schwungrädern installiert werden.
Eine Mitarbeiterin und Soziologin der CARITAS, Philomène, hatte mit mir gemeinsam einige Vorerhebungen durchgeführt und den erwarteten Rückstaubereich in die Satellitenbild-Karten eingetragen. Der Damm sollte nur etwa 1,5 Meter hoch sein, musste aber in einer soliden Grube aus gestampftem Lehm verankert werden. Darüber würden dann Steine gepflastert, damit er den Belastungen durch den Regen und die Weidetiere standhalten konnte.
Man hatte bereits zahlreiche Versammlungen mit den Bewohnern der neun umliegenden Dörfer, die alle hinter dem Damm Reisfelder bearbeiten, abgehalten.
Die Technik des Dammbaues ist sehr einfach, verlangt aber viele Arbeitskräfte. Deshalb wurden für die etwa drei Wochen lang andauernde Arbeit Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt, eine Feldküche direkt an der Baustelle etabliert. Die Sachleistungen betrafen nur den Transport, sowie die Fertigstellung eines betonierten Überlaufes in der Mitte des Dammes. Darüber hinaus wurden Kurse zum verbesserten Reisanbau angeboten. In weiterer Folge sollten Baumschulen angelegt werden, um Cashew und andere Sorten rund um den Einzugsbereich der Reisfelder zu pflanzen und die Überweidung der Felder einzuschränken.
Bis zur Ernte werden die Felder von der Bevölkerung akribisch bewacht. Danach steht das abgeerntete Stroh den Hirten zur Verfügung, deren Rinder dadurch auch gleichzeitig die Felder düngen. Nur wenn die Pfade der Tiere später immer öfter über den Damm führen, wird dieser schnell beschädigt. Also muss auch eine regelmäßige Instandsetzung von der Bevölkerung geplant und durchgeführt werden.
Parallel dazu hatte ich in der Stadt Ziguinchor auch Kurse in GPS-Vermessung und Satellitenbild-Bearbeitung veranstaltet. Dort nahmen auch Mitarbeiter eines Reisanbau und Mangroven-Aufforstungs-Projektes, finanziert von der der deutschen CARITAS. teil.
In der Folge erhielt ich weitere gleichlautende Aufträge für den Senegal und den Tschad.
Landrechte, Bewässerung und Küstenschutz, Indien 2016
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferAls sich die österreichische CARITAS aus Projekten in Zentral-Senegal zurückgezogen hatte, wurde ich vom deutschen Hilfswerk MISEREOR als Berater für Senegal, Mali, Burkina Faso und den Benin engagiert. 2007 kam ich nach Österreich zurück, machte bei einem Forschungsprojekt des Wiener Instituts ICC gegen Land Grabbing in Afrika mit, ebenso übernahm ich einen Auftrag zur Evaluierung eines Ressourcenschutz Projektes bei Thiès/Senegal vom Hilfswerk Austria (HWA).
Danach engagierte mich MISEREOR ein zweites Mal, aber diesmal für Vortragsreihen zum Klimaschutz und zur Wasserbewirtschaftung in Afrika. Sie fanden in den mehr oder weniger katholischen Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und im Rheinland statt. In der Außenstelle in München lernte ich engagierte Geographen und Geologen kennen, mit denen ich den Verein Raum zum Leben / Space2live gegen Land Grabbing gründete. Der Verein Space2Live konnte dann über die private Erbacher Stiftung in Kleinheubach (Nord-Bayern) mehrere bescheidene Subventionen für ein Projekt im indischen Tamil Nadu erhalten, um dort die sogenannten „Unberührbaren“ die Dalits im Umgang mit Mobile-GPS-Apps auszubilden, um die ihnen zwar angestammten jedoch enteigneten Felder zu vermessen, zu kartieren und dadurch eine mühsame Restitution vom Staat zu erzielen.
2015 und 2016 reiste ich im Namen der Stiftung unentgeltlich zu zwei Kurzeinsätzen und konnte einige Mitarbeiter der Tamil Nadu Land Rights Fédération (TNLRF) einschulen. Zwei weitere österreichische bzw. deutsche Raumplanerinnen übernahmen dann die weiteren Schulungen vor Ort. Gemeinsam mit dieser lokalen Landrechtsbewegung sind derzeit weitere Projekte – auch für die Mangrovenaufforstung an der Küste von Ramil Nadu gegenüber von Sri Lanka – in Vorbereitung.
Bei meinen Reisen interviewte ich auch viele Bewohner/innen der betroffenen Dörfer über die schwierige Situation des Reisanbaus nach Dürreperioden und die Notwendigkeit des Brunnenbaus (so wie in Afrika), der in den Zeiten, als es noch regnete, kein Thema war.
Partizipative Flächennutzung mit Cashew Pflanzungen im Erdnussbecken, Senegal 2002
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferVon 2001 bis 2007 fungierte ich als Berater des deutschen Hilfswerks MISEREOR für Wasserprojekte im Senegal, in Mali, Burkina Faso und Benin. Meine Aufgabe war es, mit den diversen lokalen CARITAS-Partnern Möglichkeiten zur Bewässerung anderer Feldfrüchte und Obstkulturen zu eruieren, damit die Dörfer aus der Abhängigkeit von ihrer Monokulturen wegkommen.
Mit viel Wasser in der Regenzeit und danach einen möglichst trockenen Boden zum Ausreifen, liefert der Senegal ideale Bedingungen für die Pflanzung der Erdnuss. Während der Kolonialzeit wurde eine Kopfsteuer eingeführt – pro Familienmitglied musste je ein Sack Erdnüsse abgeführt werden – bei sonstiger Drohung von Auspeitschung. Auch mussten die Felder gerodet werden, damit man mit Pferden pflügen konnte. So wurden die Böden durch Monokultur ausgelaugt und die Erträge gehen stetig zurück. Eine Alternative stellen Cashew-Bäume dar. Sie brauchen zwar ein wenig Wasser zum Anwachsen sowie Grundwasser in 20 Meter Tiefe, aber dann zeigen sie sich genügsam und die Früchte sind sehr gefragt. Kehrseite der Medaille: Die Verarbeitung ist sehr mühsam und belastet die an und für sich ohnehin schon überforderten Frauen enorm.
Seit einiger Zeit sind nun indische Händler im Senegal unterwegs, die die Kerne mitsamt den Schalen aufkaufen. In diesen Schalen befindet sich wertvolles Öl, das in der Flugzeugindustrie für fest haltbare Lackierung verwendet wird (CNSL= Cashew Nut Shell Liquid). In der Nähe der senegalesischen Stadt Kaolack diskutierte ich in den Dörfern mit den Verantwortlichen die Flächennutzungspläne anhand vergrößerter gescannte Luftbilder. Es ging darum, die ausgetrockneten Flussläufe, in denen das Grundwasser nicht zu tief ist, mit solchen Pflanzungen an den Abhängen zu begleiten, die Talsohle aber für den Gemüseanbau frei zu halten.
Einige Jahre später musste man dank Google Earth beim Geographie-Institut in Dakar nicht mehr mühsam aus dessen Dunkelkammer die Kopien der 1989 erstellte Luftbilder anfordern.
2002 hatte man mich gebeten, eine Woche lang ein Filmteam des SWR durch den Senegal zu begleiten. Der daraus entstandene Film „Die Erdnussfalle, wie kommt der Hunger in den Senegal“ lief danach noch einige Jahre lang auf ARTE und anderen Sendern.
Caritas Hilfe im Senegal, 1996
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferSENEGAL: KLEIN-BEWÄSSERUNG UND HIRSEMÜHLEN FÜR DORFFRAUEN
Nach Beendigung meiner Anstellung als Koordinator der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit für die Sahelzone und Berater der ENDA in Dakar erhielt ich sofort einen Beratervertrag mit CARITAS Innsbruck, die in Österreich für die Hilfe im Senegal zuständig war.
Die CARITAS im Senegal wurde nach der ersten großen Dürre 1973, in der eine Hungersnot ausgebrochen war, mit großzügigen Spenden der österreichischen, deutschen und kanadischen CARITAS unterstützt. Zusätzlich hatte die Regierung Kreisky die Spenden auch noch ganz unbürokratisch verdoppelt.
Die Kanadier hatte der CARITAS ein Bohrgerät zur Verfügung gestellt, das Wasserbohrungen bis in 300 m Tiefe ermöglichte, da die obere Grundwasserschicht in 20 Meter Tiefe, durch das unterirdische Vordringen des Meerwassers teilweise versalzt ist. Da jedoch die Handhabung dieser schweren Ausrüstung sehr schwierig war, kam man mit den Bohrungen nicht hinterher. Zur selben Zeit hatte die Entwicklungswerkstatt Salzburg für die CARITAS eine Werkstatt mit generalüberholten kleinen Drehbänken etc. eingerichtet. Dort wurden alte Wasserpumpen der Fa. Schöller-Bleckmann generalüberholt und dann an den freiliegenden Tiefbohrungen installiert.
Je 2 ha wurden eingezäunt, Zitrusfrüchte sowie Gemüse gepflanzt, das von den Frauen des Dorfes bewässert wurde. Dazu erhielten sie auch noch eine Hirsemühle, um ihnen die mühsame Arbeit des Stampfens abzunehmen, wodurch sie dann auch mehr freie Kapazitäten für die Bewässerung hatten.
Bei all solchen Projekten ist es sehr wichtig, dass die laufenden Kosten für Diesel, Wartung und Beschaffung von Ersatzeilen selbst berechnet werden kann und zu diesem Zweck eine Kassa eingerichtet wird. Dafür hatten wir auch ein kleines EXCEL-Programm ausgearbeitet, das nicht nur die Kubikmeter-Preise der Wasserversorgung berechnet, sondern auch noch ein bescheidener Gehalt für den Wärter der Pumpe hinzugefügt wird. Als Hochbehälter wurden leere Container verwendet, aber auch diese simple anmutende Lösung konnte in der von uns eingerichteten Werkstätte erarbeitet werden.
1996 reiste dann ein ORF-Team des Studios Tirol, in Begleitung von Journalisten und einer CARITAS-Delegation, zur Besichtigung des Projektes an. Der Beitrag wurde in der Sendung Orientierung ausgestrahlt.
Entwicklungswerkstatt Salzburg, Senegal 1988 – 1974
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferDie Entwicklungswerkstat Salzburg war 1986 von Franz Rohrmoser und mir sowie 2 jungen Metall- und Holzfachleuten in Maschinenbau gegründet worden. Intention dahinter war, mein Wissen über Westafrika mit den Kompetenzen der anderen Mitarbeiter zu vereinen. Ziel war es, vor Ort in dezentralen Werkstätten, nachhaltige und wenig reparaturanfällige Geräte für Landwirtschaft, Bewässerung und Aufforstung herzustellen – auch in Gebieten, in denen es keine Stromversorgung gibt.
Das Konzept fand in der Szene damals große Beachtung und so konnten im Senegal von 1988 bis 1994 fünft Werkstätten (vier im Senegal und eine in Burkina Faso) errichtet werden. Im Senegal war ich selbst auch an der Planung und Durchführung beteiligt, da ich über gute Kontakte zur internationalen Organisation ENDA in Dakar und der FONGS, dem Dachverband der Bauernorganisationen Senegals in Thiès verfügte. Dort konnte 1988 in Notto eine erste Werkstatt verwirklicht werden.
Ab 1990 war ich dann auf Initiative des Außenministeriums als „Koordinator für die Sahelzone und Berater der ENDA“ im Senegal angestellt. Bei der Vorbereitung der großen Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 hatte das Umweltministerium zusammen mit der Entwicklungshilfe, auf Anforderung des Bundeskanzlers Franz Vranitzky, ein Spezialprogramm für tropische Wälder beschlossen, das auch Bewässerungs- und Aufforstungsprogramme in Afrika beinhaltete. Dieses Programm, das ich teilweise mitgestalten durfte, wurde am 5. Juni 1992 dem NR vorgelegt und beschlossen:
Entschließung des Nationalrates E 54-XVIII.GP vom 5. Juni 1992 betreffend den Schutz der tropischen Regenwälder:
„Im degradierten Sahelraum sollen, vorläufig in zwei Gebieten, punktförmig Oasen mit Mischkulturen geschaffen werden. Aktivitäten der Aufforstung schaffen Windschutzhecken als Erosionsschutz. Obstbäume, Bauholz. Viehfutter und Beschattung für Kulturen von Gemüse. Begleitend wird versucht, mit neuen Technologien eine sparsame Nutzung von Brennholz zu erreichen (Öfen, Herde) und alternative Nutzungen von Biomasse einzuführen. Die Brunnen/Bewässerungssysteme sollen allmählich auch, unter Begleitung längerfristiger Animation, zu einer Verbesserung der sanitären Verhältnisse der dörflichen Wasserversorgung führen“
…..
„Die Infrastrukturen sind günstig: Koordinator Hans Geißlhofer, der Bauernverband FONGS (in Thiès), die Selbsthilfeorganisation USE (in der Flußregion) sowie ENDA und CARITAS in der Logistik und die ENTWICKLUNGSWERKSTATT mit entsprechender örtlicher Präsenz zur Gewährleistung des Funktionierens der maschinellen Einrichtungen“
Die Errichtung der Werkstätten und die Anbahnung der Bewässerungsprojekte wurden rasch umgesetzt. Allerdings kam es dann wegen der willkürlichen Aussetzung der Finanzierung durch das Außenministerium zu einer vorübergehenden Krise in der Entwicklungswerkstatt Salzburg und auch mein Vertrag als Koordinator wurde 1994 nicht weiter verlängert. Nach Auslaufen der Sonderfinanzierung entschied man sich, den regionalen und flächendeckend integrierten Ansatz nicht mehr weiter zu verfolgen.
Die EWS wurde weiterfinanziert und umstrukturiert, nannte sich danach EWA (Entwicklungswerkstatt Austria), sollte sich aber mehr auf die Beratung von Handwerkern und Kooperativen sowie auf Kleinkredite beschränken. Der Export von gebrauchten und generalüberholten Maschinen, mit denen angepasste Handpumpen und andere Geräte in Afrika selbst hergestellt werden konnten, wurde eingestellt. Somit war die große Zukunftsperspektive, wie sie in Robert Jungks Buch Katalog der Hoffnung 51 Modelle für die Zukunft / Technikexport zur Selbsthilfe; die Entwicklungswerkstatt Salzburg, Seite 99 ff 1990 vorgestellt wurde, Geschichte.
Alle Werkstätten haben jedoch überlebt:
Ich selbst wurde anschließend gleich von der CARITAS Innsbruck zur Beratung der zahlreichen Bewässerungsprojekte in den Diözesen Dakar, Thiès und Kaolack engagiert.
Partizipative Planung zum Erosionsschutz in St. Cruz, Kap Verde 1985/86
/in Projekte Entwicklungshilfe/von Hans GeisslhoferNeben meiner Tätigkeit als Berater im Senegal bekam ich 1985/86 den Auftrag von der Entwicklungswerkstatt Austria, für das Planungs-Staats-Sekretariat der kapverdischen Regierung eine partizipative Studie im Gebiet des Tales von St. Cruz zu erstellen.
Im Unterlauf des Tales hatte sie eine Schweinemast-Farm für 5000 Schweine errichtet. Österreich lieferte daraufhin einen modern ausgerüsteten Schlachthof zur Fleischverarbeitung mit großen Kühlkapazitäten sowie eine Biogasanlage, in der die Gülle der Schweine verwertet wurde, um Strom zu erzeugen. Dieses an sich gut durchdachte Konzept scheiterte jedoch an der veterinären Betreuung der Schweine, die an das Klima- und die Umweltbedingungen nicht angepasst waren. Darüber hinaus konnte eine solche Menge an Fleisch- und Wurstwaren aus verkehrstechnischen Gründen nicht allein auf den Inseln abgesetzt werden. Auch am afrikanischen Festland gab es dafür zu wenig Kapazitäten und der Tourismus auf der Insel Sal hatte ebenfalls noch nicht begonnen.
Von Anfang an war jedenfalls klar, dass diese Farm auf Dauer stark von Erosion bedroht sein werde. Zwar regnete es nur ein- bis zweimal pro Jahr, dann aber umso heftiger, wobei der freigelegte Boden talwärts geschwemmt wird und die Pflanzungen der Farm bedroht.
Somit wurde ich als Raumplaner von der kapverdischen Regierung angefordert und damit beauftragt, die Möglichkeiten einer Flussverbauung mit Hilfe von einfachen Mitteln unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung zu eruieren. Oben, talaufwärts, hat das Wasser noch ganz wenig Kraft und lässt sich mit einfachen Steinwällen parallel zu den Höhenlinien abbremsen, was auch die Einsickerung unterstützt und den Boden stabilisiert. Obwohl die Bevölkerung diese Methode noch aus der Kolonialzeit kennt und auch bereit war an einem Aufforstungsprogrammen mitzuarbeiten, hatte sie aufgrund des ständigen mühsamen Überlebenskampfes nicht die Kraft dies aus eigener Initiative heraus zu bewerkstelligen. So musste der Schlachthof bereits nach wenigen Jahren aus den erwähnten Gründen eingestellt werden.
Vor einigen Jahren – in der Zwischenzeit hatte sich auch der Tourismus auf der Insel Santiago und den anderen Gebieten stärker entwickelt – startete die Regierung den Versuch, die Anlage wieder zu reaktivieren, die Kühlhäuser aber nunmehr für den Fischfang und die Einlagerung von lokalem Gemüse zu nutzen. Ebenso wurde unter „agro-industrieller Entwicklungspolitik“ eine durchdachte Vermarktungsstrategie ersonnen.
Basierend auf meinen Vorschlägen zum Erosionsschutz der Ribeira Santa Cruz, finanzierte Österreich dann 1992 ein Programm zur Fluss-Verbauung.
Länderprofil República de Cabo Verde, 2001