Partizipative Planung zum Erosionsschutz in St. Cruz, Kap Verde 1985/86
Neben meiner Tätigkeit als Berater im Senegal bekam ich 1985/86 den Auftrag von der Entwicklungswerkstatt Austria, für das Planungs-Staats-Sekretariat der kapverdischen Regierung eine partizipative Studie im Gebiet des Tales von St. Cruz zu erstellen.
Im Unterlauf des Tales hatte sie eine Schweinemast-Farm für 5000 Schweine errichtet. Österreich lieferte daraufhin einen modern ausgerüsteten Schlachthof zur Fleischverarbeitung mit großen Kühlkapazitäten sowie eine Biogasanlage, in der die Gülle der Schweine verwertet wurde, um Strom zu erzeugen. Dieses an sich gut durchdachte Konzept scheiterte jedoch an der veterinären Betreuung der Schweine, die an das Klima- und die Umweltbedingungen nicht angepasst waren. Darüber hinaus konnte eine solche Menge an Fleisch- und Wurstwaren aus verkehrstechnischen Gründen nicht allein auf den Inseln abgesetzt werden. Auch am afrikanischen Festland gab es dafür zu wenig Kapazitäten und der Tourismus auf der Insel Sal hatte ebenfalls noch nicht begonnen.
Von Anfang an war jedenfalls klar, dass diese Farm auf Dauer stark von Erosion bedroht sein werde. Zwar regnete es nur ein- bis zweimal pro Jahr, dann aber umso heftiger, wobei der freigelegte Boden talwärts geschwemmt wird und die Pflanzungen der Farm bedroht.
Somit wurde ich als Raumplaner von der kapverdischen Regierung angefordert und damit beauftragt, die Möglichkeiten einer Flussverbauung mit Hilfe von einfachen Mitteln unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung zu eruieren. Oben, talaufwärts, hat das Wasser noch ganz wenig Kraft und lässt sich mit einfachen Steinwällen parallel zu den Höhenlinien abbremsen, was auch die Einsickerung unterstützt und den Boden stabilisiert. Obwohl die Bevölkerung diese Methode noch aus der Kolonialzeit kennt und auch bereit war an einem Aufforstungsprogrammen mitzuarbeiten, hatte sie aufgrund des ständigen mühsamen Überlebenskampfes nicht die Kraft dies aus eigener Initiative heraus zu bewerkstelligen. So musste der Schlachthof bereits nach wenigen Jahren aus den erwähnten Gründen eingestellt werden.
Vor einigen Jahren – in der Zwischenzeit hatte sich auch der Tourismus auf der Insel Santiago und den anderen Gebieten stärker entwickelt – startete die Regierung den Versuch, die Anlage wieder zu reaktivieren, die Kühlhäuser aber nunmehr für den Fischfang und die Einlagerung von lokalem Gemüse zu nutzen. Ebenso wurde unter „agro-industrieller Entwicklungspolitik“ eine durchdachte Vermarktungsstrategie ersonnen.
Basierend auf meinen Vorschlägen zum Erosionsschutz der Ribeira Santa Cruz, finanzierte Österreich dann 1992 ein Programm zur Fluss-Verbauung.
Länderprofil República de Cabo Verde, 2001