Testung von Palmölpressen / Ziegelpressen, Kamerun 1986
Da ich über zwei Jahre lang in Kamerun gearbeitet hatte, teilte man mir in Dakar die Aufgabe zu, meine diesbezüglichen Kontakte zu reaktivieren. In einer Außenstelle der ENDA in Yaoundé pflegte ich eine Beziehung zu Dr. Dikoumé, dem Anthropologen und Forschungsleiter im IPD in Douala.
Unser lokaler Mitarbeiter bestellte bei einem Tischler in Yaoundé eine Palmölpresse zur Testung, diesmal ganz aus Holz, da die Tradition der geschmiedeten Pressen und dem Bronzeguss der Mutter in Zentralafrika nicht so verbreitet ist.
Wir fuhren in das Dorf Soa, 10 km nördlich von Yaoundé, heutzutage ein städtischer Vorort. Dort hatte eine Familie gerade die mühsame Arbeit der Palmölverarbeitung begonnen. Bei diesem Vorgang müssen die roten Kerne zuerst von den, von den großen lokalen Palmen geernteten Fruchtbündel getrennt werden. Diese werden dann erhitzt und im Mörser gestampft, damit sich das wiederum das Fruchtfleisch von den Kernen lösen kann. Das Fruchtfleisch wird dann in den Presszylinder eingefügt und der Deckel mit dem Hebel soweit hinunter geschraubt, bis das rote Palmöl unten austritt. Der Versuch klappte sehr gut.
Die Palmölgewinnung ist hier gut in das Ökosystem integriert und es müssen keine Urwälder gerodet werden.
Das so gewonnene Öl wird nur lokal konsumiert. Für die Gewinnung des wertvolleren weißen Palmöls, das von Asien aus in Unmengen exportiert wird, bräuchte es motorisierte „Nussknacker“-Geräte, die sich jedoch bei den geringen Mengen nicht rechnen würden.
Am Rückweg besuchten wir noch ein zweites Projekt, die Verwendung der CINVA-Ram Presse, die in Bolivien für den lokalen Hausbau entwickelt worden war. Diese Presse erzeugt einen Druck von 25kg/cm², welcher für ebenendige Häuser ausreicht (für größere Häuser muss man aber auf motorisierte Pressen mit einem Druck von 100kg/cm zurückgreifen). Ihr Einsatz hat sich in vielen Ländern der 3. Welt bewährt.
Die Außenstelle der ENDA in Kamerun, Yaoundé existiert nicht mehr. Ihr Leiter starb einige Jahre später an Malaria und die Organisation konnte keine nachhaltige längerfristige Finanzierung für die Weiterführung finden. Ob sich die hölzernen Ölpressen trotzdem durchgesetzt haben, müsste man noch untersuchen.